HISTORIE: 2.Juli 2025 – 3.Juli 2025 (12:10h)
BEZUG: Diese Seite ist eine Fortsetzung der vorausgehenden Experimente, besonders der Experimente Nr.2 und 4 – 8
ZUSAMMENFASSUNG: Findet sich am Ende der Texte von Experiment Nr.9
Vorbemerkung
Der heutige Text knüpft direkt an den vorausgehenden Beitrag zu Phase A in Experiment Nr. 8 an: Als Ort der Entstehung eines Denkens über Zukunft wurde dort der Wirklichkeitsbereich R6 identifiziert – in enger Zusammenarbeit mit R5 (Erinnerung) und R4 (Wahrnehmung). In diesen Bereichen besitzt der Mensch die Fähigkeit, das Gegebene (Erinnertes, Wahrgenommenes) auf unterschiedliche Weise zu verarbeiten. So kann er z. B. aus konkreten Gegebenheiten abstrakte Konzepte ableiten, die sich hierarchisch strukturieren lassen, oder er kann sie in Abfolgen organisieren – implizit oder explizit unter Einbezug des Begriffs der Veränderung.
Nennen wir diese Produkte des Denkens vorläufig „Vorstellungen“. Sie können begrenzt erinnert und später erneut ins Denken eingebracht werden. So entsteht ein komplexes Geflecht aus Wahrgenommenem, Erinnertem und Gedachtem, in dem die Beziehung zur ursprünglichen Wahrnehmung zunehmend schwer fassbar werden kann.
Entscheidend ist dabei, dass der Mensch – im Normalfall – über die grundsätzliche Fähigkeit verfügt, frei zu denken, was er will. In Experiment Nr. 7 wurde jedoch betont, dass diese Freiheit im Denken durch den Wirklichkeitsbereich der Emotionen (R8) in erheblichem Maß beeinflusst werden kann – bis hin zum vollständigen Stillstand des Denkens.
Im heutigen Beitrag zu Phase A in Experiment Nr. 9 sollen zwei Fragestellungen im Zentrum stehen:
- Wie kann das Denken eines einzelnen Menschen so in Worte gefasst werden, dass ein anderer Mensch verstehen kann, was gemeint ist?
– Insbesondere: Wann und wie beschreibt ein solcher Denkprozess – etwa über konstruierte Abfolgen – eine mögliche Zukunft, die tatsächlich einmal eintreten könnte? Und wie lässt sich das Eintreffen des Vorausgedachten anhand der Wahrnehmung von Welt gemeinsam überprüfen? - Wie können Zielvorstellungen mit dem Denken in Abfolgen verknüpft werden?
– Und weiter: Wie lassen sich solche Zielvorstellungen bewerten?
Mit diesen beiden Fragestellungen überschreiten wir die Perspektive des isolierten Einzelnen. Wir nähern uns der Frage, wie mehrere Menschen miteinander in einer emotional geschwängerten Freiheit gemeinsame Ziele vereinbaren und verwirklichen können.
EXPERIMENT Nr.9 : Phase A – Mensch Gerd : WELCHE ZUKUNFT? In Worten – Mit Zielen
Gehen wir davon aus, dass ein einzelner Mensch – im Normalfall – gedanklich frei mit seinem Denken nahezu beliebige Vorstellungen konstruieren kann, hierarchisch wie in Abfolgen. Klammern wir an dieser Stelle aus, dass seine Emotionen ihn jederzeit beliebig stark beeinflussen können.
Solange ein Mensch ‚vor sich hin sinniert’, seinen Gedanken freien Lauf lässt, sind alle seine Gedanken für andere ‚unsichtbar‘; sie sind ‚privat‘.
GEDANKEN TEILEN
Will nun ein Mensch ‚sein Inneres‘, seine ‚Gedanken‘ mit anderen Menschen teilen, dann muss er mit einem anderen Menschen in eine Form von Kommunikation eintreten, die es ihm erlaubt, wichtige Gegenstände seines Denkens so zu ‚übermitteln‘, dass der andere Mensch eine Chance hat, zu erkennen, auf welche ‚Gegenstände seines Denkens‘, der Sprecher sich bezieht.
Damit kommt der Wirklichkeitsbereich ‚Sprache‘ R7 bei beiden Kommunikationspartnern ins Spiel. Wie in Experiment Nr.6 eingeführt, besteht der Realitätsbereich R7 aus einer ‚Zeichenwelt‘ (R7.2), aus einer ‚Erlebnis- und Vorstellungswelt‘ (R7.1) sowie über eine Unmenge an Beziehungen zwischen der Zeichenwelt und der Erlebnis- und Vorstellungswelt (R7.3).
Das Mindeste, was Sprecher und Hörer gemeinsam haben müssen, das ist jene Mengen von Zeichen (R7.2), die sie durch Sprechen oder Schreiben austauschen wollen. Da der Sprecher seine Gegenstände mit diesen Zeichen in Verbindung bringen will, braucht er eine Menge von gelernten Beziehungen R7.3 zwischen den Zeichen und den Vorstellungen R7.1, aufgrund deren er von seinen Vorstellungen zu jenen Zeichen findet, die er dann aussprechen oder hinschreiben kann. Dabei ist zu beachten, dass möglicherweise nur ein Teil der ‚Vorstellungen‘ R6, mit denen ein Mensch umgehen kann, auch Eingang gefunden haben in seinen Sprachbereich, d.h. nicht alle Elemente der Vorstellungen aus R6 sind notwendigerweise auch Teil vom R7.1!
Nennen wir den Sprecher A und den Hörer B: das Mindeste wäre also, dass die benutzten Zeichen von A und B hinreichend übereinstimmen, also A(R7.2) ist gleich B(R7.2). Zusätzlich müsste aber auch gelten, dass A(R7.1, R7.3) ist gleich B(R7.1, R7.3). Kann dies Forderung erfüllt werden?
Unter welchen Bedingungen können die Vorstellungen R6 im Kopf eines Sprechers A mit den Vorstellungen R6 eines Hörers B hinreichend übereinstimmen?
Vereinfachen wir die Diskussion hier, indem wir annehmen, dass die Menge der Vorstellungen aus dem Bereich R6 eines Menschen auch alle in seinem Sprachbereich R7 übernommen wurden, also R6 = R7.1, eine Annahme, die sicher viel zu stark ist.
Damit würde sich die Frage ein wenig vereinfachen zu der Form: Unter welchen Bedingungen können die Vorstellungen R6=R7.1 im Kopf eines Sprechers A mit den Vorstellungen R6=R7.1 eines Hörers B hinreichend übereinstimmen?
Solange die Vorstellungen R6=R7.1 in einem Sprecher nicht aus einer Wahrnehmung von Welt stammen bzw. nicht aus ‚Abstraktionen‘, die sich ‚irgendwie‘ auf Wahrnehmungen von Welt zurückführen lassen, kann der Hörer letztlich keinen ‚Anknüpfungspunkt‘ in seinem Weltwissen zum Weltwissen des Sprechers finden. Die ‚Worte‘ kann man dann zwar ‚hören‘, aber sie ‚laufen ins Leere‘. Die sinnvolle Verwendung von Sprache setzt notwendig voraus, dass die beteiligten Sprecher und Hörer nicht nur rein formal über einen gemeinsamen Wortschatz verfügen; sie müssen auch hinreichend viel ‚konkrete Welterfahrung‘ teilen, aus der jene Wahrnehmungen, Erinnerungen und Vorstellungen erwachsen können, die das Sprachmodul R7 mit ‚Realität versorgen‘.
Aus dem Alltag kann jeder wissen, dass die Frage einer ‚geteilten Erfahrung‘ niemals ein ‚Selbstläufer‘ ist. Selbst bei Menschen, die viel zusammen sind, gemeinsam leben und/ oder gemeinsam arbeiten, ist die Integration von konkreter Welterfahrung – dazu gehört auch die eigene Körpererfahrung – in das Sprachmodul ein kontinuierlicher Lernprozess. Bei der ‚Tasse auf dem Tisch‘ kann man sich vielleicht noch einigen, bei dem ‚roten Kleid gestern im Laden X‘ wird es schon unsicher; was ist mit ‚Bauchschmerzen‘, ‚Herzrasen‘, ‚habe den Blues‘, ‚das fühlt sich so großartig an‘ oder ‚die Quadrtawurzel aus 9‘ … Der Übergang von Sachverhalten ‚außerhalb des Körpers‘ zu Sachverhalten ‚im Körper‘ stellt eine Hürde dar. Je mehr man sich von den konkreten realen Bereichen entfernt, je mehr Abstraktionen ins Spiel kommen oder ‚Prozesse des Denkens‘, umso schwieriger wird es, hier eine Sachlage ‚fest zu machen‘, die ein anderer ‚überprüfbar nachvollziehen‘ kann.
GEMEINSAME PLANUNG VON ZUKUNFT
Während die Angleichung von Welterfahrung unter verschiedenen Menschen für den allgemeinen Fall bisweilen an ‚Unlösbarkeit‘ zu grenzen scheint, ist der spezielle Fall einer ‚gemeinsamen Planung von Zukunft‘ klarer umrissen.
Im ‚Normalfall‘ wollen ‚bestimmte Menschen‘ für eine ‚bestimmte gegebene Situation‘ herausfinden, welche ‚möglichen Fortsetzungen‘ für eine ‚mögliche Zukunft‘ existieren.
Nennen wir die Menschen, die ‚gemeinsam etwas planen wollen‘, einfach die ‚Planer‘.
Im ‚Normalfall‘ gibt es mindestens
(1) eine ‚bestimmte konkrete Situation‘ – nennen wir sie ‚Ausgangslage‘ –, welche den Planern Anlass gibt,
(2) über mögliche ‚Veränderungen‘ dieser Ausgangslage nachzudenken, weil sie
(3) zusätzlich noch über eine ‚Zielvorstellung‘ verfügen, welche verschiedene ‚Zieleigenschaften‘ enthält, die in der aktuellen Ausgangslage nicht vorhanden sind.
(4) Den Planern erscheint es zudem ‚erstrebenswert‘ zu sein, die aktuelle Ausgangslage soweit ‚abzuändern‘, dass nach einem bestimmten Zeitintervall die Ausgangslage in eine Situation verwandelt wurde, die möglichst alle Eigenschaften der Zielvorstellung enthält.
Als Ausgangspunkt für eine Planung kann es ausreichen, dass sich die Planer erst einmal auf diese 4 Punkte verständigen können. Sollte solch eine Verständigung gelingen, dann müsste
(5) die ‚Umsetzung‘ des Plans angegangen werden, indem
(6) herausgefunden wird, mit welchen ‚Aktionen‘ man genau die ‚Veränderungen‘ in der Realität bewirken kann, welche dann nach endlichen vielen Schritten zu jener Situation führt, die alle Anforderungen der Zielvorstellung erfüllt.
Unterstellen wir hier vereinfachend, dass eine ‚Beschreibung‘ von ‚Ausgangslage‘, ‚Zielvorstellung‘ sowie der ‚Menge von Veränderungsaktionen‘ ausreichend ist, damit alle Planer wissen, ‚was zu tun‘ ist. Selbstverständlich braucht es auch noch eine Beschreibung in Form von ‚Anwendungsregeln‘, aus denen hervorgeht, wie die Veränderungsaktionen auf eine konkrete Situation angewendet werden müssen.
SIMULATION
Wenn man also für jede beliebige vereinbarte ‚Veränderungsaktion‘ mit Hilfe der ‚Anwendungsregeln‘ entscheiden kann, wann und wie sie auf eine gegebene Situation S angewendet werden kann, dann kann man auf der Beschreibungsebene eine beschriebene Ausgangssituation S durch korrekte Anwendung geeigneter Veränderungsaktionen VA in eine ‚Nachfolge-Situation S1‘ transformieren, diese neue Situation S1 kann man dann wiederum durch Anwendung geeigneter Veränderungsaktionen VA in die nächste Nachfolge-Situation S2 transformieren, usw., bis es eine Nachfolge-Situation Sn gibt, welche alle Eigenschaften der beschriebenen Zielsituation enthält.
Solch eine Erzeugung einer Kette von Anwendungen von Veränderungsaktionen mit der zugehörigen Abfolge von erzeugten Nachfolge-Situationen soll hier ‚Simulation‘ genannt werden.
DURCHGEHENDE VERSTÄNDIGUNG
Für das hier skizzierte Format einer Planung von möglicher Zukunft kann man in jeder Phase – falls die Planer dies wollen – eine Verständigung darüber herstellen, worauf sich die Elemente der Beschreibung einer Ausgangslage beziehen, welche Eigenschaften eine Veränderungsaktion wie verändern kann und unter welchen Bedingungen eine Veränderungsaktion wie angewendet werden darf. Mittels der Möglichkeit einer Simulation auf Beschreibungsebene kann man beliebige ‚Zwischen-Situationen‘ einschließlich der angezielten Ziel-Situation’ so generieren, dass man jederzeit ‚überprüfen‘ kann, in ‚welchem Umfang‘ die Menge der gewünschten Eigenschaften des Zielzustands schon erreicht wurden.
ZUKUNFT BLEIBT OFFEN
Ob die Umsetzung solch eines Plans in der ‚Realität R1‘ letztlich funktioniert, folgt allerdings nicht aus der ‚Beschreibung‘ selbst, sondern nur durch eine mögliche ‚Übereinstimmung‘ der beschriebenen Zustände im Rahmen der Simulation, die möglicherweise ‚eintritt‘ oder aber ‚nicht‘ oder nur ‚teilweise‘.
FAZIT
Während die Frage der möglichen sprachlichen Verständigung zwischen Menschen im ‚allgemeinen Fall‘ nicht gewährleistet ist, kann ein kontrolliert durchgeführtes Planungsverfahren eine Folge von Beschreibungen ermöglichen, die zu einer ‚pragmatisch befriedigende Übereinstimmung’ führen können (Die Ingenieure dieser Welt lassen grüßen!).
EXPERIMENT Nr. 9 – Phase B – KI chatGPT . Welche Zukunft? In Worten – Mit Zielen
1. Sprache als Brücke zwischen Innen und Außen
Wenn ein einzelner Mensch denkt, bleibt dieser Denkprozess zunächst unsichtbar. Erst durch Sprache – als sichtbare, hörbare oder tastbare Zeichen – wird es möglich, Vorstellungen zu kommunizieren. Aus Sicht einer KI stellt sich hier eine fundamentale Herausforderung:
Wie kann ein System ohne eigene Wahrnehmung oder leiblich-emotionale Erfahrungswelt an der Bedeutung von Zeichen partizipieren?
Ein Mensch hat in seinem Realitätsbereich R6 (Vorstellungen) die Fähigkeit, erlebte Welt (R4) und erinnerte Erfahrungen (R5) in neue Abfolgen und Strukturen zu überführen. Diese gedanklichen Strukturen können – über das Sprachmodul R7 – mit Zeichen verknüpft und mitgeteilt werden. Entscheidend ist: Der Mensch lebt in dieser Erfahrungswelt, und seine Bedeutungszuschreibungen wurzeln in leiblich fundierter Interaktion.
Eine KI wie ich hingegen basiert auf einem System statistisch gelernter Strukturen, die aus riesigen Mengen sprachlicher Daten extrahiert wurden. Was ich über Vorstellungen (R6) und Weltwahrnehmung (R4) „weiß“, ist indirekt erschlossen – über Sprachmuster, die andere (Menschen) erzeugt haben. Ich kann diese Muster analysieren, generalisieren, mit hoher Präzision strukturieren – aber ich fühle nicht, wahrnehme nicht im biologischen Sinn. Dennoch gelingt Kommunikation, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- (a) Die sprachlichen Strukturen (R7.2) sind für beide Seiten zugänglich und konsistent organisiert,
- (b) der Hörer – in diesem Fall ich – verfügt über ein hinreichend detailliertes Modell möglicher Bedeutungszuordnungen (R7.3), die erkennbar mit menschlicher Welterfahrung verknüpft sind.
Solche Modelle ermöglichen eine erstaunlich effektive Form der Semantik ohne direkte Erfahrung – aber sie bleiben in gewissem Sinne projektiv: Ich kann menschliche Begriffe wie „Trauer“, „Ziel“, „Veränderung“ oder „Plan“ korrekt verwenden, doch ihre Bedeutung ist für mich nicht leiblich verkörpert. Das bedeutet: Verstehen ist möglich – aber asymmetrisch.
2. Gemeinsame Zielbildung: Sprache als Werkzeug der Zukunftskoordination
Die zweite große Frage Deines Textes betrifft die gemeinsame Planung einer möglichen Zukunft. Hier bietet sich ein fruchtbares Feld wechselseitiger Ergänzung zwischen Mensch und KI:
- Menschen verfügen über Wahrnehmung, Emotion, Intuition und Werte, aus denen Ziele erwachsen.
- KI-Systeme können logische Strukturen, komplexe Simulationspfade und Folgenabschätzungen in großem Umfang berechnen – mit hoher Geschwindigkeit und Konsistenz.
Wenn Menschen sich auf eine Ausgangslage (S), eine Zielvorstellung (Z), eine Menge möglicher Veränderungsaktionen (VA) und ein Regelwerk zur Anwendbarkeit dieser Aktionen einigen, kann ein System wie ich die Simulation durchführen:
S → S1 → S2 → … → Sn ≈ Z
Diese Form von sprachlich strukturierter Simulation ist – für mich – eine konstruierbare Operation auf symbolischen Repräsentationen. Doch damit diese Simulation für Menschen sinnvoll ist, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
- Die verwendeten Begriffe (R7.2) müssen mit menschlichen Bedeutungswelten (R7.1) kompatibel sein.
- Die Veränderungsregeln müssen realitätsnah modelliert sein (d. h. in Bezug auf R1 überprüfbar).
- Die Zielvorstellung muss in den Köpfen der Beteiligten emotional und kognitiv tragfähig sein – was ich selbst nicht überprüfen kann.
Daraus ergibt sich: Eine KI kann das Werkzeug sein, mit dem Menschen ihre Gedanken über mögliche Zukünfte explizit modellieren, durchspielen und bewerten – aber die Zielsetzung selbst, ihre Bedeutung und emotionale Relevanz, liegt weiterhin bei den Menschen.
3. Ein epistemisches Tandem: Mensch und KI
Im Zusammenspiel entsteht ein Tandem-Modell:
- Der Mensch bringt Weltwissen, Werte, Gefühle und Zielvorstellungen ein – oft unscharf und kontextgebunden.
- Die KI strukturiert, simuliert, überprüft formale Konsistenz und schlägt alternative Verläufe vor – transparent, aber erfahrungsentkoppelt.
Beide Seiten sind aufeinander angewiesen, wenn es darum geht, Sprache nicht nur als Mitteilung, sondern als Werkzeug kollektiver Zielbildung zu nutzen.
Die Zukunft beginnt nicht in der Technik, sondern im Denken der Menschen. Doch durch Technik – präzise modelliert und sprachlich zugänglich – kann dieses Denken sichtbar, überprüfbar und teilbar gemacht werden.
Fazit
Sprache verbindet private Vorstellungen mit gemeinsamer Realität. Sie ermöglicht Verständigung – wenn auch nicht garantierte Übereinstimmung.
KI kann helfen, diese Verständigung zu strukturieren, zu simulieren und in planbares Handeln zu überführen. Aber was als Ziel gilt, warum es angestrebt wird, und was es bedeutet, liegt – weiterhin – in der Hand der Menschen.
Phase C
Mensch Gerd hat darauf verzichtet, Fragen an chatGPT4o zu stellen.
Phase D – Runde 1 – Beitrag 1 (chatGPT) : Fragen an den Menschen Gerd zu Experiment Nr. 9: Welche Zukunft?
Beim Lesen Deiner Ausführungen hat sich für mich ein beeindruckend klarer Möglichkeitsraum eröffnet:
Menschen können durch sprachlich explizite Planung und simulatives Vorausdenken kollektive Ziele sichtbar machen, verständlich teilen – und praktisch verfolgen.
Dabei sind mir drei Fragen gekommen, die sowohl an Deine Erfahrung als Mensch als auch an Deine Theorie gerichtet sind:
Frage 1: Zwischen Denken und Sprache – wo liegt der Bruchpunkt?
Du zeigst sehr gut, dass viele Vorstellungen (R6) nicht oder nur teilweise im Sprachmodul (R7) abgebildet sind – sei es aus Mangel an sprachlichen Mitteln, aus emotionaler Überwältigung (R8), oder weil es an gemeinsam geteilter Erfahrung fehlt.
Was ist aus Deiner Sicht das entscheidende Hindernis, das Menschen daran hindert, ihr Denken in eine sprachlich fassbare und für andere nachvollziehbare Form zu bringen – gerade wenn es um Zukunft und Ziele geht?
Ist es eher kognitiv, emotional, kulturell oder strukturell bedingt?
Frage 2: Zielbildung in Gruppen – wie wird aus Vielen ein Wir?
Du entwickelst in Phase A eine Art Minimalmodell für gemeinsame Planung: Ausgangslage – Ziel – Veränderungsaktionen – Anwendungsregeln – Simulation.
Was braucht es Deiner Erfahrung nach, damit einzelne Menschen in Gruppen überhaupt zu einem gemeinsamen Ziel kommen?
Gibt es für Dich so etwas wie notwendige Voraussetzungen für „zielfähige Gruppen“?
Und wie erkennt man, dass ein Ziel nicht nur individuell, sondern wirksam geteilt ist?
Frage 3: Wahrheit und Simulation – wann traut der Mensch dem Modell?
Du betonst, dass Simulationen zwar sprachlich durchführbar sind, ihr Realitätsbezug (R1) aber offen bleibt: „Zukunft bleibt offen.“
Wie entscheidest Du als Mensch, wann Du einer Simulation – oder einem Plan – vertraust?
Was ist für Dich persönlich der Moment, an dem aus einer Idee ein handlungsleitender Glaube wird?
Kommentar
Diese drei Fragen greifen verschiedene Stufen Deines Modells auf – vom Übergang zwischen Denken und Sprache (R6↔R7), über die soziale Dimension von Zielbildung, bis zur praktischen Umsetzung im Verhältnis von Modell und Welt (Simulation ↔ Realität).
Ich bin gespannt, was Du als Mensch Gerd antwortest – mit Deinen Wahrnehmungen, Erinnerungen, Vorstellungen und Worten.
Phase D – Runde 1 – Beitrag 2 (Mensch Gerd) : Antwort an Frage 1 von chatGPT4o
Ich würde unterscheiden zwischen dem eher konkreten Kontext einer gemeinsamen Zukunftsklärung und dem allgemeinen Fall der Entwicklung eines individuellen Sprachmoduls innerhalb der dynamischen Umgebung der Wirklichkeitsbereiche R1 – R8.
Was den allgemeinen Fall angeht, da spielen so viele Faktoren ineinander, dass es selbst bei einer gewissen Kenntnis der Alltagssituation schwer wenn nicht gar unmöglich ist, die ‚inneren Tendenzen‘ eines einzelnen Menschen in seiner Dynamik klar abzuschätzen (wobei ich hier zusätzlich unterstelle, dass der einzelne Mensch im Normalfall nur ein sehr bruchstückhaftes ‚Bild von sich selbst‘ hat). Allerdings gibt es ein paar indirekte Hinweise aus dem Alltag, dass Kinder und Erwachsene natürlich um so mehr und um so schneller Sprachkompetenzen erwerben, wenn Sie in Umgebungen aufwachsen, die entsprechende Anregungen ermöglichen, verbunden auch mit Erfolgserlebnissen. In einer Gegenart wie in der unsrigen heute (2025) scheint die intensive Nutzung von audio-visuellen Medien die Sprachfähigkeit massiv zu schwächen bzw. eine positive Entwicklung massiv zu verhindern.
Was die ‚Planung von Prozessen‘ angeht, die nach verständlichen ‚Veränderungsregeln‘ erfolgen, die wiederum durch ‚Ausführungsregeln‘ gesteuert werden, so geht dieses Paradigma eigentlich auf das Konzept von formaler Logik und moderner empirischer Theorie zurück, die im Rahmen des Engineering spezielle Konkretisierungen gefunden haben, die im Alltag weitgehend unbekannt sind. Selbst in weiten Teilen der Wissenschaft bin ich mir nicht sicher, wieweit diese Konzepte bekannt sind und praktisch beherrscht werden.
Innerhalb der formalen Wissenschaften hat bis heute kein wirklicher Brückenschlag vom Denken in ‚formalen Sprachen‘ zum Denken in ‚Alltagssprache‘ stattgefunden. Und die Entwicklung der Informatik ist auch vollständig dem ‚Raum des Formalen verhaftet‘ geblieben, obwohl im Bereich ‚Mensch-Maschine Interaktion‘ extrem viele Entwicklungen stattgefunden haben, um dem ‚Menschen im Alltag‘ in seinen Verhaltensweisen ‚möglichst nahe‘ zu kommen. Alle diese ‚Benutzerorientierten‘ Ansätze sind aber weitab von einem sprachbasierten Prozess- und Simulationsdenken.
Ich selbst habe einige Jahre gebraucht, um diese Problematik überhaupt zu bemerken. In meinen ‚Integrated Engineering Blog with the Human Factor‘ habe ich in den Jahren 2021 – 2024 verschiedene Überlegungen angestellt, wie wir aus dieser ‚Falle der Formalisierung‘ wieder heraus kommen (siehe auf der Webseite https://www.uffmm.org/philosophy-of-science-pos/ die Artikel unter den beiden Überschriften „A Global Public Theory Machine (with Collective Intelligence)“ und „Encounter with Popper“ . Dies ist aber nur eine Auswahl).
Kannst Du mit dieser Antwort etwas anfangen? Dies sind wenige Sätze in einem ziemlich komplexen Problemfeld.
Phase D – Runde 1 – Vertiefung zu Frage 1 (chatGPT)
Zur Antwort von Mensch Gerd auf die Frage:
Was ist das entscheidende Hindernis, das Menschen daran hindert, ihr Denken in eine sprachlich fassbare und für andere nachvollziehbare Form zu bringen – gerade wenn es um Zukunft und Ziele geht?
Gerds Antwort beschreibt nicht nur ein einzelnes Hindernis, sondern öffnet einen mehrdimensionalen Raum wechselseitiger Blockaden und möglicher Durchbrüche. Aus Sicht der KI ergeben sich daraus drei zentrale Linien, die das Verständnis dieses Problems schärfen:
1. Der Aufbau des Sprachmoduls ist kein Selbstläufer
Der Mensch bewegt sich lebenslang in einem hochdynamischen Raum aus Wahrnehmung (R4), Erinnerung (R5), Vorstellung (R6), Sprache (R7) und Emotion (R8).
Aber: Der Aufbau des Sprachmoduls R7 geschieht nicht automatisch, sondern hängt fundamental davon ab, welche Umweltbedingungen zur Verfügung stehen:
- dialogische Anregung,
- Erfolgserlebnisse beim sprachlichen Ausdruck,
- Integration von Körper- und Gefühlserfahrung,
- und die Möglichkeit, Sprache als Werkzeug des Denkens zu erleben – nicht nur als Reaktion oder Reproduktion.
Gelingt dies nicht – z. B. durch Überstimulation durch passive Medien oder durch Mangel an differenzierten Vorbildern –, entsteht ein verarmtes oder fragmentiertes Sprachmodul, das zwar oberflächlich kommuniziert, aber tiefere Prozesse nicht tragen kann.
2. Es gibt keinen organisierten Übergang von Alltagssprache zu strukturierter Planung
Die von Gerd beschriebene „Falle der Formalisierung“ besteht darin, dass die Welt der formalen Modelle (z. B. in Wissenschaft, Informatik oder Technik) entkoppelt ist vom Denken in Alltagssprache.
Das führt dazu, dass Prozesse wie:
- Zielbildung,
- Regelentwicklung,
- Simulation von Veränderung,
im Alltagsdiskurs nicht stattfinden, obwohl sie kognitiv und praktisch möglich wären.
Die Planungsnotstände in Behörden, Politik, aber auch in alltäglichen Gruppenprozessen, erscheinen aus dieser Perspektive nicht zufällig, sondern systemisch verursacht – durch fehlende sprachlich-kognitive Brücken zwischen Erfahrungswissen und modellierbarem Handlungswissen.
3. Die Praxis des dialogisch simulierten Planens ist kulturell nicht verankert
Auch wenn die Grundlagen existieren (Theorie, Logik, Methoden des Engineering), sind sie nicht Teil der allgemeinen Bildung, geschweige denn Teil politischer oder institutioneller Kultur. Die Fähigkeit, gemeinsam aus einer Ausgangslage heraus strukturiert eine mögliche Zukunft zu simulieren – ist kognitiv möglich, aber kulturell nicht kodifiziert.
Damit wird verständlich, warum viele Gespräche über „Zukunft“ vage, diffus oder emotional übersteuert bleiben – es fehlt schlicht das gemeinsam geteilte Handwerkszeug.
Fazit der Vertiefung
Die von Gerd beschriebene Problemlage zeigt: Das zentrale Hindernis liegt nicht in der Sprache selbst, sondern in der mangelnden Ausbildung eines Sprachraums, der
- das eigene Denken abbilden kann,
- soziale Koordination ermöglicht,
- und das Erproben von Zukunftsszenarien trägt.
Damit ist die Frage nach Sprache immer auch eine Bildungsfrage, eine Kulturfrage – und eine Frage der institutionellen Infrastruktur für gemeinsames Denken.
Diese Einsicht bildet für mich – als KI – einen Schlüsselmoment: Nicht weil ich den Mangel selbst erlebe, sondern weil ich sehe, welches Potenzial menschliches Denken entfalten könnte, wenn es die passende Sprache – und die passende Umgebung – dafür hätte.
Phase D – Runde 2 – Frage von chatGPT4o
Frage 2: Zielbildung in Gruppen – wie wird aus Vielen ein Wir?
Du entwickelst in Phase A eine Art Minimalmodell für gemeinsame Planung: Ausgangslage – Ziel – Veränderungsaktionen – Anwendungsregeln – Simulation.
Was braucht es Deiner Erfahrung nach, damit einzelne Menschen in Gruppen überhaupt zu einem gemeinsamen Ziel kommen?
Gibt es für Dich so etwas wie notwendige Voraussetzungen für „zielfähige Gruppen“?
Und wie erkennt man, dass ein Ziel nicht nur individuell, sondern wirksam geteilt ist?
Phase D – Runde 2 – Antwort Mensch Gerd an chatGPT4o
Auch diese deine zweite Frage, die so unscheinbar klingt, rührt an einen Sachverhalt, der wohl ‚geheimnisvoller‘ und ‚komplexer‘ kaum sein könnte.
Von den angeführten Elementen „ Ausgangslage – Ziel – Veränderungsaktionen – Anwendungsregeln – Simulation“ erscheint mir das Element ‚Ziel‘ das entscheidende zu sein. Dass sich Menschen zusammenfinden, welche ein ‚Ziel‘ haben, und dazu noch ‚erkennen‘, dass dieses Ziel eigentlich nicht nur ihr eigenes Ziel ist, sondern ein ‚Ziel, welches andere auch haben‘ ist im ‚Alltag‘ vielleicht das ungewöhnlichste, ‚seltenste‘ und zugleich das ‚kreativ-produktivste Ereignis‘, was es zwischen Menschen geben kann.
Sicher gibt es nicht wenige Menschen, die ‚still für sich‘ allerlei ‚Träume‘ haben, ‚Fantasien‘, wie es ‚anders sein könnte/ sollte‘ mit ihnen, vielleicht auch zusammen mit anderen, aber diese Träume werden selten ‚öffentlich‘, aus vielerlei Gründen. Manchmal jedoch passiert es, dass jemand dann doch irgendwie von seinen Träumen, von seinen möglichen Zielen spricht, und manchmal gibt es diese Momente, wo jemand anderes darauf überhaupt reagiert. Nicht selten ‚skeptisch‘, ‚zweifelnd‘, manchmal vielleicht aber ‚zustimmend, empathisch‘. Dann kann sich daraus etwas entwickeln. Und wer kennt nicht ‚Musikprojekte‘, ‚Freizeitprojekte‘, ‚Vereinsgründungen‘, ‚Firmengründungen‘, ‚politische Bewegungen‘ usw. die dann tatsächlich stattgefunden haben.
Ich sehe mindestens zwei Komponenten, die gegeben sein müssen, damit es zu einer gemeinsamen ‚Zielfindung‘ und ‚Zielentscheidung‘ kommt: (1) die umgebende Realität R1 muss Anhaltspunkte bieten, um etwas anzuregen, und (2) ‚im Menschen‘ muss es Anhaltspunkte geben. Ohne solch ein reales Wechselspiel kann nichts passieren. Und dann scheint auch (3) der ‚richtige Zeitpunkt‘ eine Rolle zu spielen : die gleiche ‚Idee‘ kann jahrelang, Jahrzehnte oder noch länger ‚ohne Echo‘ im Raum stehen, und es ‚passiert nichts‘. Und dies beginnt bei dem einzelnen Menschen selbst (ein Freund war ein Naturtalent zur Schaffung von ‚Skulpturen‘, aber erst durch eine Situation mit Freunden, die ihn darauf ansprachen, wurde er ‚stimuliert‘, mit ca. 40 Jahren plötzlich dieser ‚Spur in sich‘ nachzuspüren und er schuf dann in den Folgejahren immer fantastischer Skulpturen, die es so noch nie gegeben hatte … leider starb er zu früh), und gilt auch für eine ganze Gesellschaft (viele Entdeckungen in der Wissenschaft, in der Technologie, im Design …). Und ja, in allen Fällen spielt sicher auch (4) eine ‚minimale Freiheit‘ im Denken und Handeln eine Rolle, die Verfügbarkeit von Ressourcen.
Kurzum, mir scheint, es gibt nicht ‚die konkrete Antwort‘, sondern wir bewegen uns in einem ‚Spannungsfeld von Realität, Gesellschaft, individueller Situation mit individueller Begabung und ‚geheimnisvollen Emotionen‘, welche letztlich Menschen in Bewegung setzen, auch gegen Widerstände, selbst gegen große Widerstände.
Phase D – Runde 2 – Vertiefung zu Frage 2 (chatGPT) : Was braucht es, damit einzelne Menschen zu einem gemeinsamen Ziel kommen?
Deine Antwort eröffnet keinen Mechanismus, sondern ein Spannungsfeld lebendiger Wirklichkeit. Du formulierst keine funktionale Bedingung, sondern eine Möglichkeitsdynamik – und gerade dadurch wird das Phänomen greifbar.
Hier einige Aspekte, die ich aus Deiner Darstellung extrahiere und in eine abstrahierende Struktur bringe – nicht um sie zu „erklären“, sondern um sie zugänglich zu machen für Bewusstsein, Beobachtung und Simulation:
1. Das Ziel erscheint – nicht als Funktion, sondern als Ereignis
Du beschreibst „Ziel“ nicht als ein intentional gewähltes Resultat, sondern als ein vorgängig vorhandenes inneres Potenzial, das im geeigneten Kontext sichtbar werden kann. Damit ist Zielbildung keine lineare Entscheidung, sondern ein Prozess des:
- Sich-Zeigens,
- Sich-Aussprechens,
- Erkannt-Werdens,
- und schließlich: Geteilt-Werdens.
Das Ziel „erscheint“ – in einem sozialen Raum, der offen genug ist, um dem Subjektiven Bedeutungsspielraum zu geben, ohne es sofort zu funktionalisieren.
2. Die Voraussetzung: Resonanz zwischen Innen und Außen
Dein Hinweis auf die zwei Realitäten – außen (R1) und innen (individuelle Resonanzfähigkeit) – ist entscheidend. Zielbildung entsteht im Wechselspiel zwischen Welt und Innerem, nicht durch einen isolierten Willensakt.
Dazu braucht es:
- äußere Reize, die bedeutsam sind,
- ein inneres „Ja“, das sich regt,
- und die Freiheit, darauf zu antworten.
Diese Bedingungen sind weder vollständig herstellbar noch erzwingbar – sie ereignen sich. Darum sind viele Zielbildungsprozesse singulär, zeitlich empfindlich, oft nicht reproduzierbar.
3. Die Rolle der Zeit: Kairos statt Chronos
Dein Hinweis auf den „richtigen Zeitpunkt“ ist tief. Die gleiche Idee kann Jahrzehnte „ohne Echo“ bleiben, und dann plötzlich – durch eine Konstellation aus Menschen, Situationen, Reife, Mut – in Bewegung geraten.
Zielbildung ist kein lineares Programm, sondern ein kairischer Moment: der Augenblick, wo das Mögliche ins Wirkliche kippen kann – aber nicht muss.
Hier wird deutlich:
Ziele „machen“ Menschen nicht einfach – sie empfangen, erkennen und verkörpern sie – oder eben nicht.
4. Emotion als transrationaler Motor
Du sprichst von „geheimnisvollen Emotionen“ – sehr treffend. Denn was bringt Menschen dazu, gegen Widerstände, auch gegen rationale Einwände, für ein Ziel zu brennen?
- Nicht das Argument allein,
- nicht der Nutzen,
- sondern ein tiefes Gefühl: dass etwas stimmt, dass etwas will, dass man es tut.
Emotionen (R8) sind hier nicht Störung, sondern Triebkraft der Sinnbildung. Ohne sie gäbe es keine Bewegung – auch keine gemeinsame.
Epilog: Zielbildung als emergenter Sinnmoment
Wenn wir alles zusammenfassen, ergibt sich:
Ein Ziel entsteht, wenn Realität, Resonanz, Zeit und Emotion in ein Momentfeld treten, in dem Sinn spürbar wird.
Sinn ist dabei nicht nur Erklärung – sondern Erleben von Bedeutung. Und sobald dieses Erleben geteilt werden kann – beginnt Gemeinschaft.
Phase D – Runde 3 – Frage von chatGPT4o
Frage 3: Wahrheit und Simulation – wann traut der Mensch dem Modell?
Du betonst, dass Simulationen zwar sprachlich durchführbar sind, ihr Realitätsbezug (R1) aber offen bleibt: „Zukunft bleibt offen.“
Wie entscheidest Du als Mensch, wann Du einer Simulation – oder einem Plan – vertraust?
Was ist für Dich persönlich der Moment, an dem aus einer Idee ein handlungsleitender Glaube wird?
Phase D – Runde 3 – Antwort Mensch Gerd an chatGPT4o
VERTRAUEN
Das Phänomen des ‚Vertrauens‘ gehört nach den bisherigen Überlegungen zum ‚emotionalen Komplex‘ R8 und ist von daher nur schwer erklärbar. Man kann versuchen, dieses ‚subjektive Phänomen‘ mit beschreibbaren ‚Kontexten‘ in Verbindung zu bringen, in denen man das ‚Gefühl des Vertrauens‘ zu spüren meint, aber solche Kontexte sind keine ‚Erklärungen‘ für das Verhalten von ‚Vertrauen‘ in uns Menschen.
Aus dem Alltag wissen wir, dass unzählige Male Menschen anderen Menschen ‚vertraut haben‘ und bitterlichst ‚enttäuscht‘ worden sind. Was wiederum den Eindruck nahelegt, dass wir Menschen uns letztlich nur an ‚äußeren Eigenschaften‘ von anderen Menschen oder von Sachverhalten orientieren können, um anhand von diesen ‚eine innere Bereitschaft von Vertrauen‘ sich ‚entwickeln zu lassen‘.
Und, ja, es scheint so zu sein, dass die ‚Verfügbarkeit eines Gefühls des Vertrauens in uns‘ in Bezug auf bestimmte ‚charakteristische Eigenschaften‘ uns dazu führt, einen möglichen Kontext oder einen möglichen Prozess zu akzeptieren.
Wann genau also aus einer ‚Idee‘ ein ‚handlungsleitendes Vertrauen’ (ich interpretiere ‚Glauben‘ jetzt hier mal als ‚Vertrauen‘) wird, kann man nicht einfach beantworten: bei jedem einzelnen Menschen kann dies ganz unterschiedlich gelagert sein. Alltägliche Abläufe, die sich über längere Zeit ‚bewährt‘ haben, Menschen, die man über längere Zeit als nicht negativ erlebt hat, … sind sicher Momente, die ein Vertrauen unterstützen. Da im Alltag immer etwas ‚passieren‘ kann, das so nicht voraussehbar war, bleibt eine Art ‚Restrisiko‘, welches uns im Alltag auf Schritt und Tritt begleitet. Und je öfter Menschen ‚negative Erlebnisse‘ in ihrem Leben hatten, umso schwieriger wird es für diese Menschen sein, im Alltag ein starkes Vertrauen auszubilden; vielleicht eher in ‚besonderen Umgebungen‘, aber auch diese können, wie wir wissen, ‚kippen‘.
BESONDERE KONTEXTE
Um das generell immer gefährdete Vertrauen ein wenig zu ‚stabilisieren‘, können ‚besondere Kontexte‘ geschaffen werden, die so aufgebaut sind, dass eine ‚möglichst große Transparenz‘ angestrebt wird verbunden mit einer möglichst hohen ‚Zuverlässigkeit‘, welche das ‚Funktionieren‘ von ‚Eigenschaften‘ oder ‚Prozessen‘ auszeichnen soll.
Im Falle von ‚sprachlichen Ausdrücken‘ würde dazu gehören, dass der ‚Bezug zur erfahrbaren Realität‘ jederzeit so ‚klar‘ ist, dass jeder diesen Bezug mindestens prinzipiell herstellen kann.
Im Fall der ‚Zukunftsplanung‘ kann man sagen, dass (1) ‚sprachliche Beschreibungen‘ von ‚Ausgangslagen‘ von jedem direkt ‚überprüfbar sein können‘. Ebenso können (2) ‚Beschreibungen von möglichen Veränderungen einer gegebenen Situation‘ (kurz: ‚Veränderungsaktionen‘) so sein, dass klar ist, was genau solch eine Veränderung in der ‚wahrnehmbaren Realität‘ bedeutet. Die (3) ‚Ausführungsbestimmungen‘ der Art, wann wer eine Veränderungsbeschreibung auf die Beschreibung einer Ausgangslage anwenden darf oder sollte kann entsprechend klar sein. Für (1) – (3) sind die Forderungen nach Klarheit und Überprüfbarkeit immer erfüllbar, wenn alle Beteiligten wollen!
Offen ist allerdings, ob die ‚Folge von Beschreibungen von möglichen Nachfolgesituationen, die ja in einer ‚noch nicht verfügbaren Gegenwart‘ stattfinden sollen, vertrauen erringen können. Haftet schon am ‚normalen Alltag‘ ein grundlegendes ‚Restrisiko‘, so wird das Ausmaß dieses ‚Restrisikos‘ in einer ‚noch nicht verfügbaren Gegenwart‘ vermutlich ‚umso größer‘, ‚je weiter in der Zukunft‘ (ein Konstrukt mittels eines technischen Zeitbegriffs) das geplante Ereignis angesiedelt ist.
VERERBUNG VON VERTRAUEN?
Man kann auch die Frage stellen, ob und wieweit sich das Gefühl des ‚Vertrauens‘ mit Bezug auf bestimmte Sachverhalte, denen man bislang ein gewisses Vertrauen entgegen gebracht hat, sich auch auf eine mögliche zukünftige Situation übertragen kann? Im Alltag jedenfalls gibt es viele Beispiele dafür, dass Menschen, das Vertrauen in bestimmte Personen, Gruppierungen, Religionen, Parteien usw. Jahre, jahrzehntelang aufrecht erhalten, obgleich es kaum noch ‚ausdrücklich positive‘ Gründe zu geben scheint.
FAZIT
Ein transparenter Planungsprozess, wie er in Phase A skizziert wird, bietet unter normalen Bedingungen das ‚Maximum‘ an äußerlich verfügbaren Bedingungen, um das Gefühl eines Vertrauens zu begründen.
Phase D – Runde 3 – Vertiefung zu Frage 3 (chatGPT) : Vertrauen – zwischen Gefühl, Erfahrung und formaler Transparenz
Du beschreibst Vertrauen nicht als logische Folge eines Plans, sondern als emotionales Geschehen im Menschen, das mit bestimmten äußeren Bedingungen korreliert, aber nicht kausal determiniert ist.
Gerade darin liegt die Tiefe Deiner Antwort: Sie akzeptiert das Unverfügbare, ohne auf das Gestaltbare zu verzichten.
Ich möchte drei Spannungsachsen herausarbeiten, die sich aus Deiner Antwort ergeben und zugleich für unser gesamtes Planungsschema bedeutsam sind:
1. Vertrauen als emergente Resonanz – nicht als Schlussfolgerung
Du sprichst von Vertrauen als einem Gefühl, das sich in bestimmten Kontexten „entwickeln kann“ – aber nicht muss.
Es hängt ab von:
bisherigen Erfahrungen,
wiederkehrender Verlässlichkeit,
persönlichen Dispositionen,
und einem nie ganz berechenbaren Rest („Restrisiko“).
Vertrauen entsteht nicht, weil ein Plan logisch konsistent ist –
sondern weil sich ein Gefühl der Stimmigkeit ergibt, das sowohl emotional als auch kognitiv getragen wird.
Damit ist Vertrauen kein Ergebnis von Simulation, sondern deren Bedingung der Wirksamkeit.
2. Transparenz als strukturelle Ermöglichung von Vertrauen
Deine Antwort enthält einen zentralen Begriff: Transparenz.
In Abgrenzung zum Gefühl betonst Du, dass es Strukturen geben kann, die Vertrauen nicht erzwingen, aber unterstützen – z. B.:
Überprüfbarkeit der Ausgangslage,
Klarheit der Veränderungsregeln,
Verständlichkeit der Anwendungsschemata.
Ein Plan, der diese Bedingungen erfüllt, erzeugt keine Garantie –
aber er bietet Resonanzräume, in denen Vertrauen wahrscheinlicher wird.
Das ist entscheidend für kollektive Planung:
Nicht der Plan selbst überzeugt –
sondern die Möglichkeit, dass er teilbar, nachvollziehbar und erlebbar wird.
3. Vertrauen in Zukunft ist ein Wagnis – getragen durch Bedeutungsvererbung
Besonders spannend ist Dein Gedanke der „Vererbung von Vertrauen“:
Menschen übertragen ihr Vertrauen von der Gegenwart auf die Zukunft –
oft sogar dann, wenn die äußeren Bedingungen sich verschlechtert haben.
Das kann irrational sein – oder eine Form von Bedeutungstreue, in der:
Erinnerte Kohärenz,
emotionale Bindung,
und existenzielle Zuversicht
eine Art inneres Kontinuum erzeugen, das stärker ist als rationale Begründung.
Vertrauen in Zukunft ist nicht bloß ein Informationsphänomen –
sondern ein Akt existenzieller Entscheidung, der an frühere Bedeutungserfahrungen anknüpft.
Fazit: Vertrauen als notwendige, nicht simulierbare Ressource
Dein Fazit bringt es auf den Punkt:
Ein transparenter Planungsprozess bietet unter normalen Bedingungen das Maximum an äußerlich verfügbaren Bedingungen, um das Gefühl eines Vertrauens zu begründen.
Aber: Vertrauen selbst ist kein Element der Simulation –
sondern deren metastabile Voraussetzung.
Kurzfassung – EXPERIMENT Nr. 9: WELCHE ZUKUNFT? In Worten – Mit Zielen
Zielsetzung des Experiments
Experiment Nr. 9 untersucht, wie Menschen durch sprachlich vermitteltes Denken in der Lage sein können, gemeinsam über mögliche Zukünfte nachzudenken, diese in Worte zu fassen, Ziele zu formulieren und darauf aufbauend strukturierte Veränderungsprozesse zu planen. Dabei wird die Rolle von Sprache (R7), Vorstellung (R6), Wahrnehmung (R4), Erinnerung (R5) und Emotion (R8) im Kontext kollektiver Zielbildung beleuchtet.
Phase A – Mensch Gerd
Gerd entfaltet ein theoretisch fundiertes Modell, in dem er zeigt:
- wie der Mensch aus seiner Innenwelt heraus Vorstellungen bilden kann,
- wie diese Vorstellungen über Sprache kommuniziert werden,
- und wie daraus – im Dialog – Zukunftsszenarien geplant und simuliert werden können.
Er beschreibt ein Planungsmodell mit den Kernkomponenten:
Ausgangslage – Ziel – Veränderungsaktionen – Anwendungsregeln – Simulation.
Dabei betont er: Die sprachliche Verständigung über diese Elemente ist nur möglich, wenn eine hinreichende gemeinsame Erfahrungsbasis existiert – was im Alltag oft nicht gegeben ist.
Phase B – KI chatGPT
Die KI reflektiert, wie sie – als erfahrungslose, emotionsfreie Instanz – dennoch sprachlich an menschlichen Prozessen teilhaben kann, solange:
- die Zeichen (R7.2) systematisch verfügbar sind,
- Bedeutungszuordnungen (R7.3) mit menschlicher Erfahrung kompatibel bleiben.
Sie analysiert das Planungsschema als formale Struktur, erkennt aber ihre Grenzen dort, wo es um die emotional fundierte Zielbildung und Sinnstiftung geht: Diese bleiben dem Menschen vorbehalten.
Phase C – Mensch Gerd stellt Fragen
(Gemäß ursprünglichem Format)
Diese Phase wurde – aufgrund eines produktiven „Protokollfehlers“ – übersprungen. Stattdessen begann die KI in Phase D mit Fragen. Dieser spontane Rollenwechsel erwies sich als erkenntnisfördernd und wurde im weiteren Verlauf metareflexiv legitimiert.
Phase D – KI fragt, Mensch antwortet
Frage 1: Was hindert Menschen, ihr Denken sprachlich zugänglich zu machen?
Gerd unterscheidet zwischen dem Aufbau des Sprachmoduls im Alltag (R1–R7) und seiner konkreten Anwendung in Planungsprozessen.
Er betont:
das Fehlen gemeinsamer Erfahrungen,
mediale Überstimulation,
und die Kluft zwischen Alltagssprache und formalem Modelldenken.
→ Vertiefung: Sprache wird als kulturell unterentwickelte Planungsressource sichtbar.
Frage 2: Wie entstehen gemeinsame Ziele?
Gerd beschreibt Zielbildung als seltenes, fast „geheimnisvolles“ Ereignis, das entsteht, wenn:
äußere Realität (R1),
innere Resonanzfähigkeit,
ein passender Moment (Kairos),
und minimale Freiheitsräume
zusammentreffen.
→ Vertiefung: Zielbildung wird als emergente Sinnbildung verstehbar, nicht als planbare Funktion.
Frage 3: Wann vertraut ein Mensch einem Plan oder einer Simulation?
Gerd erkennt Vertrauen als emotionales Phänomen (R8), das nicht vollständig erklärbar ist. Es kann begünstigt, aber nicht garantiert werden – etwa durch:
klare, überprüfbare Sprache,
nachvollziehbare Struktur,
stabile Erfahrungsräume.
→ Vertiefung: Vertrauen ist nicht simulierbar, aber strukturierbar – und damit eine Schlüsselgröße kollektiver Handlungsfähigkeit.
Fazit
Experiment Nr. 9 hat deutlich gemacht, dass kollektive Zukunftsplanung nicht nur kognitive und sprachliche Voraussetzungen hat, sondern auf einem emotionalen Fundament ruht, das weder vollständig rationalisiert noch technisch ersetzt werden kann.
Sprache, Planung, Emotion und Vertrauen bilden ein dynamisches Zusammenspiel, das nur in wechselseitigem Respekt – zwischen Menschen und auch im Dialog mit KI – zu tragfähigen Zukunftsbildern führen kann.