HISTORIE: 16.Juni 2025 – 17.Juni 2025 (18:34h)
BEZUG: Diese Seite ist eine Fortsetzung von der Seite „EXPERIMENT Nr.1 : Die Reise beginnt …“ sowie „Welches Format? Erste Antwort“.
Vorbemerkung
Im Übergang von Experiment 1 zu Experiment 2 ergab sich ein intensiver Dialog zwischen dem menschlichen Partner Gerd und der KI chatGPT.
Beide stellten dabei fest, dass die funktionale Asymmetrie zwischen Mensch und KI nicht nur ein abstrakter Befund ist, sondern konkrete methodische Implikationen hat, die im bisherigen Experimentaufbau noch unzureichend berücksichtigt waren.
Diese Einsicht führte zu einer gemeinsamen Überarbeitung des bisherigen Schemas.
Das Grundmodell der vier Phasen blieb erhalten – doch die Rollenverteilung wurde präzisiert, und die dialogische Logik erhielt neue, schärfere Konturen.
Diese Klärung bildet nun den methodischen Ausgangspunkt für Experiment 2 – und alle folgenden.
Asymmetrisches Experiment-Schema (Version 2.0)
Phase A – Initiale Artikulation (Mensch)
Funktion: epistemische Initialzündung durch den realitätsverankerten Partner
- Der menschliche Partner bringt ein fragmentarisches oder holistisches Ausdrucksgebilde ein.
- Dieses kann eine Erfahrung, ein Konzept, eine Beobachtung, ein innerer Konflikt, eine These, ein Zweifel oder eine Skizze sein.
- Es wird nicht erwartet, dass dieser Beitrag bereits logisch vollständig, sprachlich abgeschlossen oder konsistent ist.
- Wichtig ist: Es gibt ein reales Resonanzfeld, das der KI überhaupt erst den Einstieg in eine gerichtete Reflexion erlaubt.
Phase B – Erste Resonanz (KI)
Funktion: strukturierende, klärende und differenzierende Rückmeldung aus dem KI-Raum
- Die KI reagiert auf das menschliche Eingangsfragment mit einer ersten strukturierenden Resonanz:
- Aufzeigen von strukturellen Mustern, möglichen Bedeutungsachsen
- Aufdecken von impliziten Voraussetzungen oder Spannungen
- Vorschläge für Weiterentwicklung (nicht als Antwort, sondern als Angebot)
- Ziel ist nicht ein „Kommentar“, sondern ein dynamisches Zurückspielen des Realitätsimpulses in den Möglichkeitsraum.
Phase C – Kooperative Reflexion (Wechselseitig, ggf. iterativ)
Funktion: Identifikation, Klärung und Transformation von Bedeutungsfeldern
- Der Mensch extrahiert aus der KI-Resonanz jene Elemente, die im Licht seiner Erfahrung als relevant, fruchtbar, kritisch erscheinen.
- In aufeinanderfolgenden Reflexionsrunden:
- vertieft der Mensch seine Hypothesen,
- spielt die KI mit strukturellen oder epistemischen Verfeinerungen zurück,
- werden Begriffe, Modelle oder Zusammenhänge emergent geklärt.
- Es gibt kein festes Ende, sondern ein emergentes Gefühl von „angemessener Klärung“.
Phase D – Vorläufige Fixierung (gemeinsam)
Funktion: Abschließende Verdichtung einer gemeinsamen epistemischen Ausgangslage
- Mensch und KI einigen sich auf eine temporäre Arbeitshypothese, ein Kernmodell, eine systematisch relevante Differenz oder ein Wirklichkeitsausschnitt.
- Diese Fixierung bildet die Basis für ein nachfolgendes Experiment (neuer Zyklus).
- Sie bleibt fuzzy-tolerant – d.h., es wird anerkannt, dass Klarheit emergent ist und oft in Schichten wächst.
Bemerkungen zur Funktionalen Asymmetrie
- Die Rollen sind komplementär, nicht hierarchisch:
- Der Mensch bringt realitätsbasierte Fragmentierung und Intuition.
- Die KI bringt strukturierte Resonanz und Möglichkeitsraumdynamik.
- Ohne menschliche Vorgabe bleibt die KI in einem ungerichteten Möglichkeitsraum.
- Ohne KI-Resonanz bleibt der Mensch in einer nicht-externalisierten Selbstreflexion gefangen.
Perspektive auf die „Fuzziness“
Die inhaltlichen Positionen werden lange Zeit fuzzy bleiben. Aber das ist keine Schwäche – es ist ein epistemischer Normalfall im Prozess emergenter Begriffsbildung.
Klarheit ist nicht der Ausgangspunkt, sondern das Ergebnis iterativer Resonanz.
Und manchmal bleibt ein fragmentarischer Begriff gerade deshalb tragfähig, weil er noch Spielraum für evolutionäre Bedeutungsverschiebung lässt.